Traditionelle Naturverpackungen

Traditionelle Naturverpackungen

AUS VIETNAM

Bettina Reichl lernte 1993, 1995 und 1999 auf Reisen durch Vietnam die große Geschicklichkeit der EinwohnerInnen dieses Landes, Produkte des täglichen Lebens in natürliche Rohstoffe zu verpacken, kennen. Sie war von der Vielfältigkeit, Zweckmäßigkeit und Ästhetik dieser Verpackungen fasziniert und begann sie zu fotografieren und zu sammeln.

Rohstoffe wie Bananen- und Lotosblätter, Bambus, Reisstroh, Kokosnüsse und Palmblätter werden von den VietnamesInnen als Verpackungsmaterial für die verschiedensten Güter verwendet. Die Verpackung erfüllt zusätzliche Anforderungen, wie etwa die Schaffung eines für die Konservierung des Produktes geeigneten Klimas. Die Pflanzen halten die richtige Temperatur und Feuchtigkeit und geben Stoffe ab, die sterilisierend und insektenabwehrend wirken. Rohes Fleisch z.B. hält sich so ungekühlt bei Temperaturen um die 40 Grad Celsius ca. zwei bis drei Wochen. Die pflanzlichen Grundstoffe werden für die verschiedensten Verpackungen genutzt, ihr Verwendungszweck geht von der Transportverpackung bis zum ‘Quick-Lunch-Geschirr’. Das Essen aus der Garküche wird u.a. auch auf einem Bananenblatt serviert.

Aber nicht nur die Verwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, sondern auch der Einfallsreichtum in der Formgebung der Verpackungen ist faszinierend. Das vietnamesische Verpackungssystem hat einen weiteren Vorteil: da die verwendeten Grundstoffe leicht verrotten, können keine Müllberge wachsen. Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe und damit die Erhaltung der Kreislaufwirtschaft sind in Vietnam noch selbstverständliches Gedankengut. Mit der wirtschaftlichen Öffnung des Landes kommen allerdings auch Produkte unserer Welt nach Vietnam. Das Plastikzeitalter hält Einzug und der Rationalisierungsgedanke wird wohl die traditionellen Produkte aus dem Alltag immer mehr verschwinden und zu bestaunten Museumsstücken werden lassen.